BR89 Umbau
Vor einigen Jahren schon habe ich auf e-Bay eine gebrachte Märklin 3000 gekauft. Nix besonderes an sich, Märklins meistegebaute Lok , die gibt's überall zum Schweinefüttern. Lustigerweise war die Lok im Original ja eher selten, es wurden glaube ich nur etwa 10 Stück gebaut. Aber jeder gut sortierte Haushalt Deutschlands hatte in den Siebzigern so ein Teil irgendwo rumliegen, die Lok wird auch aktuell noch von Märklin produziert.
Die ich kaufte war aber alt, von 1969 und daher auch noch analog, Originalkarton war dabei.
Als Besonderheit hatte aber schon jemand schwer an der Lok gebaut und zwar nicht schlecht: TELEX vorn und hinten, dazu Walzenumschalter, Beleuchtung hinten eingebaut, Führerstandsfenster teilverglast, zusätzliches Bleichgewicht unter dem Dach des Führerhauses und noch allerlei Malerarbeiten, wie Rohrleitungen hervorgehoben. Nicht schlecht gemacht, der Umbau war aber erkennbar alt.
Bezahlt hatte ich so um die 35 Euro, was für eine normale 3000er aus der Zeit teuer ist, aber wegen TELEX auch wieder nicht.
Ich vermute, dass ich die Lok aus einem Nachlass gekauft habe.
Jetzt ist es mal eben 6 Jahre später und ich komme dazu, die Lok auf digital umzubauen.
So sah's innen aus:
Man erkennt an den Hebern der TELEX-Kupplungen: Selbstgemacht.
Im Gehäuse oben sind Zusatzgewicht und die Lichtwellenleiter der nachträgliche Eingebauten hinteren Beleuchtung zu erkennen.
Erstmal alles raus, was wir nicht mehr brauchen, das ist der Walzenumschalter und die Spule des Motors.
Dann sauber machen. Was soll ich sagen: Es ging! Getriebe nicht überölt oder verharzt. Nach 15 Minuten war ich fertig.
Länger habe ich gebraucht um zu überlegen, ob ich nun HAMO Magnet einbauen soll oder gleich einen HLA.
Ich dachte mir: Erstmal versuche ich's mit HAMO Magnet und dem Originalmotor:
Passprobe.
Dekoder. Ich dachte ich hätte noch was rumliegen, bis mir einfiel, dass ich den letzten ESU (eh ein betagter LoPi V1.2) erst kürzlich in die zerschmetterte BR185 eingebaut hatte. Blöd. Conrad hat aber noch auf, dachte ich, wenn ich mich beeile jedenfalls, und die haben Tams Dekoder.
Welchen nehm ich? Am Ende wurde es ein LD-G-32. Der hat zwar nur 2 Funktionsausgänge, sodass ich entweder TELEX auf beiden Seiten zusammen ansteuern oder auf die Schaltbarkeit des Lichtes verzichten muss. Dafür ist er aber schön klein und günstig.
Vorher hatte ich nochmal mit paar Leuten im Forum geredet, die sagen, bei einer Rangierlok sei mehr oder weniger sowieso immer vorne und hinten Licht an, und zwar auch tagsüber, sodass ich am Ende entschied, das Licht einfach immer an zu lassen und die TELEXkupplungen einzeln schaltbar zu machen. Hat auch den Vorteil, dass die Stromaufnahme die Funktionsausgänge des Dekoders garantiert nicht überfordert: Wieviel Strom die selbsteingebauten 1969er Telexspulen der Lok ziehen weiss ich nicht. Könnte viel sein. Beide zusammen könnte zu viel sein.
Okay, dann mal sehen ob der ganze Kram auch reinpasst:
Dekoder und wenn's geht noch wenigstens ein bischen Pufferkapazität. Wegen des Platzes überlegte ich, zwei Kondensatoren parallel zu schalten. Zuerst dachte ich noch, ich bekomm einen 1000μF liegend unter, passte aber genau nicht.
Oben sieht man den ersten Probezusammenbau, Prüfstandtests zeigten, dass es passabel fährt, ich hab es also erstmal mit dem 3-Poler versucht. Dadurch, dass das Licht nun nicht per Funktionsausgang am Dekoder geschaltet wird, kann ich die Birnchen nicht dimmen. Die verbauten uralt Birnchen würden das nicht lange aushalten, da habe ich gleich LEDs in E5,5 Bauform eingesetzt. Vorwiderstand und Schutzdiode sind da schon drin.
Dieser braune Fleck am Motorschild ist Klebstoff, der seit 1969 gut Zeit hatte, durchzutrocknen. Ich habe ihn vor Zusammenbau der Lok am Ende doch ab bekommen.
Da es in der Lok eh schon knapp zugeht, habe ich diesmal die Kabel fast passend zugeschnitten bzw. verlängert und an den schon ungefähr richtig platzierten Dekoder angelötet.
Schrumpfschlauch leider bischen kurz, hatte nicht mehr.
Probefahrt auf dem Rollenprüfstand:
Licht ist zu hell, ich baute in der Zuleitung der LEDs noch einen zusätzlichen Vorwiederstand ein. Sonst sieht alles ganz passabel aus.
So, Zeit alles schön zusammen zu packen:
Rechts neben der Lok liegt der Klebstoffrest vom Motorschild, denn ich dann doch noch abbekommen habe.
Hinten an der TELEX-Kupplung sieht man schon ein Problem: Die Kupplung "klebt" durch Restmagnetzität.
Mal sehen, eventuell hilft ein bischen Klebeband auf dem Heber.
Das Zumachen hat dann doch noch eine Weile gedauert, insbesondere weil ich für die hintere Beleuchtung noch eine kleine Abschirmung aus Alufolie gebastelt habe, damit sie nicht ganz so schlimm ins Führeraus strahlt.
Erst Fahrtests:
Für eine 3-pol-Schnarre fährt die Lok gar nicht so schlecht, überraschend langsam in der ersten Fahrstufe. Mit CV Parameter einstellen habe ich gut 40 Minuten verbracht. Ein nette Funktion des Tams LD-G-32 für den Originalmotor ist die "Kickfunktion". Dabei wird dem Motor für einen kurzen Moment beim Anfahren aus dem Stand mehr Saft geliefet als die eigentlich eingestellte Fahrstufe. Das hilft den Losbrechmoment zu überwinden und man kann dadurch tatsächlich mit Fahrstufe 1 losfahren. Gefahren wird mit DCC, 28 Fahrstufen und Adresse 89. Natürlich.
Die Lok fährt ohne Probleme über meine DKW-Strassen, auch langsam:
Hätte ich nicht gedacht.